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Beuys-Radwege

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Wer auf Beuys' Spuren in Richtung Niederrhein radelt, kann gleich mehrere eher unbekannte Arbeiten von ihm entdecken. Tourismus NRW hat daraus eine 300 Kilometer lange Radstrecke zu seinem 100. gemacht – und wird damit nun in der Kategorie „Europäische Kulturtourismusregion“ mit dem Kulturmarken-Award ausgezeichnet. Hier geht's zur preisgekrönten Tour.

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Joseph Beuys trägt viele Titel: Für seine Anhänger*innen ist er visionärer Künstler, moderner Schamane und Verfechter des Natürlichen. Seine Kritiker*innen nennen ihn einen politischen Aufrührer, unvergleichlichen Egozentriker und hoffnungslosen Träumer.

Doch wer war der Mann mit Hut, der die Kunstwelt mit außergewöhnlichen Ideen, frühzeitlichen Ritualen und geheimnisvollen Arrangements in Bewegung versetzte, wirklich?

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Dieser Frage können Entdecker*innen auf der 300 Kilometer langen Beuys & Bike-Radroute nachgehen, die den Spuren des Ausnahmekünstlers zwischen Kleve und Leverkusen folgt. Mit dem Drahtesel geht es auf selbstgewählten Etappen zu den wichtigsten Lebensstationen des vieldiskutierten Künstlers, der im Mai 2021 nun 100 Jahre alt geworden wäre.

Bedeutende Schaffensräume wie auch Orte der Erinnerung liegen am Wegesrand. Die Strecke am Niederrhein verbindet idyllische Landschaftsabschnitte mit städtischen Kulturhochburgen.

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Die Beuys & Bike-Route startet am Museum Kurhaus Kleve. 1957 war der Glanz der alten Kurstadt längst verblasst; die Gebäude des ehemaligen Kurhauses von 1845 und 1872 standen leer und verwahrlosten. Der 36-jährige Joseph Beuys richtete sich hier sein erstes Atelier ein und schuf wichtige Werke wie das Büdericher Kriegerdenkmal (siehe Kapitel 10).

1964 zog es ihn nach Düsseldorf, zu seiner Professur und in ein neues Atelier. Das Kurhaus wurde erst 1997 zu einem Museum und zeigt heute Kunst seit dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Beuys-Atelier wurde wieder eingerichtet und ist unbedingt zu besichtigen.

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Die prachtvollen barocken Gartenanlagen am Kurhaus sind dem brandenburgischen Statthalter im Herzogtum Kleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen, zu verdanken. Blickfänger sind das Amphitheater am Springenberg und die Statue einer griechischen Göttin, der Pallas Athene.

Am Beginn eines 600 Meter langen Wasserbeckens steht seit 2004 Stephan Balkenhols „Eiserner Mann“ und erinnert an den Gartengründer Prinz Johann Moritz. Zu seinen Füßen startet die Radtour in Richtung Leverkusen…

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… und führt erst einmal hinauf – zu einer der seltenen Höhenburgen am Niederrhein. Die Schwanenburg der Grafen und Herzöge von Kleve ist dem Wasservogel gewidmet, der auch in den Arbeiten von Beuys immer wieder zu sehen ist.

Als er vier Monate alt war, siedelten seine Eltern mit ihm aus Krefeld in die Kermisdahlstraße über, unweit des Schlosses.

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Kurz hinter Bedburg-Hau beginnt ein langer Waldweg.
Ob Beuys ihn ging, ist nicht bekannt, wohl aber andere Berühmtheiten. Mehrere preußischen Könige besuchten das Gut Rosendal am Wegesrand und auch ein französischer Philosoph und Aufklärer folgte diesem Postweg: Voltaire.

Er traf den späteren König Friedrich den Großen 1740 auf Schloss Moyland, nur wenige Hundert Meter weiter.
„Voltaire-Weg“ heißt dieser Abschnitt: Er ist gesäumt von uraltem Baumbestand und steckt voller historischer Anekdoten.

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Moyland gehört zu den beliebtesten Schlössern in Nordrhein-Westfalen. Im Schlosspark heißt es deshalb erstmal: absteigen! Zu schön ist diese Traumlandschaft aus Hortensienbeeten, Skulpturenpark, Kräutergarten und malerischer Landschaft im Barock- und englischem Stil. 

Heute ist in den Innenräumen die riesige Kunstsammlung der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten zu sehen. Die beiden Freunde von Joseph Beuys kauften seine Werke früh an. Heute ist hier die größte Beuys-Sammlung der Welt und das Beuys-Archiv zu finden.

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Luft und Landschaft atmen. Kurz hinter Moyland führen die Kalkarer und Berk’sche Straße Richtung Kalkar.

Kleine Gehöfte und viel Landwirtschaft erinnern an eine schwere persönliche Zeit Joseph Beuys': 1957 zog er sich zur Landarbeit auf einen Bauernhof der Familie van der Grinten zurück.

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Ein Storch dreht seine Runden, der Rhein mäandert durch die weitläufige flache Landschaft und die Räder folgen dem Weg auf dem Rheindamm von Obermörmter nach Xanten.

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Die Beuys & Bike-Route passiert auch römische Relikte.
Hier der wieder aufgebaute Teil der Colonia Ulpia Traiana, der Römerstadt im heutigen LVR-Archäologischen Park in Xanten. Die unweit gelegene Xantener Altstadt bietet reichlich Gründe für eine längere Rast.

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Der Rheinradweg führt von Xanten durch die Rheinauen und das malerische Naturschutzgebiet Bislicher Insel nach Duisburg. Hier im Lehmbruck Museum hielt Joseph Beuys 1986, nur wenige Tage vor seinem Tod, seine letzte Rede.

Er bedankte sich darin bei seinem „Lehrer“ Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), von dem ihn ein Werk sehr beeinflusst habe: „Alles ist Skulptur, rief mir quasi dieses Bild zu.“ 

Das Bild zeigt Lehmbrucks „Große Sinnende", die 1913/1914 entstand.

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Nächster Stopp: Krefeld!

Das Gebäude „Alexanderplatz 5“ ist das Elternhaus von Joseph Beuys. Seine ersten vier Lebensmonate verbrachte er hier unweit des Kaiser Wilhelm Museums. Der Vorplatz wurde nach dem berühmtesten Sohn der Stadt benannt. Im Innern wartet auf abgestiegene Radfahrer*innen ein Raum-Ensemble, das bis heute so erhalten ist, wie Beuys es einst arrangiert hat.

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Beuys ist auch in Mönchengladbach an vielen Orten präsent: Am Johann-Peter-Boelling-Platz schaut er lässig von einer Hausfassade. Hier hat ihn der Street-Art-Künstler Philipp Kömen neben Hans Hollein als Mural verewigt, dem bekannten Architekten des Museums Abteiberg.

Im Museum selbst finden Reisende über 200 Werke des Jubilars, zu denen auch das Aggregat und das Revolutionsklavier zählen. Auf dem Handy bringt die
App Yona die Erinnerungsorte rund um das Museum
wieder in die Gegenwart.

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Räder müssen draußen bleiben! Die bezaubernde Auenlandschaft des Museums Insel Hombroich sollte zu Fuß erforscht werden.

Die Kunst hat hier zwischen weiten Wiesen und hinreißenden Wasserläufen ihren großen Auftritt. Das fand auch Beuys-Meisterschüler und Weggefährte Anatol, der den Ort seit den 1980er Jahren maßgeblich mitgestaltete.

Er hatte hier sein Atelier, das Besucher*innen heute noch besichtigen können.

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Wunderschöne Natur, wohin das Auge blickt: Der Himmel scheint zum Greifen nah. Das Gras weht langsam im Wind. Kunst der Natur, die Gedanken anregt und kreative Energien freisetzt. Das hätte Beuys sicherlich gefallen – dem politischen Denker, der sich zu Lebzeiten stets für den Umweltschutz stark machte. Hier, in der südlichen Neusser Naturlandschaft, fernab von gefüllten Hauptstraßen und tiefen Häuserschluchten, wird klar warum.

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Das Wasserrauschen der Erft-Mündung ist bereits von Weitem zu hören. Nur noch wenige Meter bis zum nächsten Kunstwerk in grüner Kulisse. Ein Granitkopf liegt voraus. Er strahlt und funkelt wie ein Sonnenanbeter im Licht. „Der Döres“, so sein Name, bildet als eine von fünf Skulpturen den Abschluss einer Kunststaffel, die einst von Anatol geschaffen wurde.

Zwischen dem Museum Insel Hombroich und dem Rhein stoßen Entdecker*innen auf die behauenen Steine aus dem Ötztal, zu denen auch „Der liebe Jung“, „Mannfrau – Fraumann“, „Der Sonnenfänger“ und „Der Baas“ zählen.

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Nur noch wenige Kilometer bis zum nächsten Haltepunkt.
Auf den ausgewiesenen Rad- und Fußgängerwegen der Route fällt der Tritt in die Pedale wirklich leicht. Das Auge schweift von der wunderbaren Blüten-, Baum- und Pflanzenpracht zum nächsten Passanten, der freundlich aus der Entfernung grüßt. Der Routenplan in der Handy-App Outdooractive verrät: der Nordkanal gibt die weitere Richtung vor.

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Wer seine persönliche Tour auf der Beuys & Bike-Route erst ab einem bestimmten Punkt beginnen möchte, aber selbst kein eigenes Fahrrad hat, kann sich eines an einer der rund 30
NiederrheinRad-Verleihstationen ausleihen. In Meerbusch etwa bietet Hotelier Andreas Krause ein passendes Modell für Reisende an, die auf Beuys-Erkundungstour gehen möchten. Das Leihrad kann an einer beliebigen anderen Niederrhein-Rad-Station zurückgegeben werden.

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Eine Tür mit Schriftzeichen und eine Kreuzskulptur aus Eichenholz? Erst beim zweiten Blick offenbart sich die Botschaft, die Joseph Beuys in dem alten, spätromanischen Kirchturm an der Dorfstraße in Meerbusch-Büderich hinterlassen wollte: Das Kreuz, sein größtes Werk im öffentlichen Raum, ist ein Auferstehungssymbol und Mahnmal für die Toten des Ersten Weltkrieges. Auf dem Tor sind 222 Namen von Büdericher Gefallenen eingekerbt.
Ein eindrucksvolles Werk.

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Zu den weiteren Stationen im malerischen Ortsteil Büderich gehören der Friedhof und der Rheindeich. Auf Ersterem finden Suchende den Grabstein von Fritz Niehaus, den Joseph Beuys 1951 als Danksagung an die Familie Niehaus schuf.
Er gilt als Meilenstein in seinem künstlerischen Werdegang.

Am Rheindeich erinnert hingegen ein übergroßer Beuys-Granitkopf an den sagenumwobenen Künstler. Die Skulptur von Anatol deutet auf die legendäre Einbaum-Aktion vom 20. Oktober 1973 hin, bei der Beuys in einer Schwarzpappel über den Rhein gefahren wurde.

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In seinem ehemaligen Wohnatelier in Düsseldorf am Drakeplatz 4 lebte Joseph Beuys als Familienvater von 1961 bis 1975 mit seiner Frau Eva und den Kindern Wenzel und Jessyka. Danach zogen sie ins Nachbarhaus und das Wohnatelier diente nur noch der Arbeit. Hier schuf er Werke aus Alltagsobjekten, traf sich mit Freund*innen und empfing hochkarätige Gäste wie Andy Warhol. Heute erinnert am und im Haus Drakeplatz 4 nichts mehr an den berühmten Bewohner.

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Auch die Kunstakademie liegt auf der Beuys & Bike-Route. Warum? Die Institution war über Jahre die Ausbildungs- und Arbeitsstätte des Künstlers. Hier hat Joseph Beuys die Bildhauerei von Joseph Enseling und Ewald Mataré erlernt. Hier diskutierte er in Hörsälen mit seinen Studenten über geplante Aktionen und Projekte.

Zuletzt entfachte er einen Disput über das Zulassungsverfahren, der 1972 zu seinem Rauswurf durch Wissenschaftsminister Johannes Rau führte. Ein Stopp vor der Akademie gehört zum Pflichtprogramm.

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Die letzten 40 Kilometer der Strecke bieten Rheinblick pur. Entlang des Flusses führt der Weg vorbei an Monheim bis nach Leverkusen. Dort angekommen geht es östlich zum Wasserschloss Morsbroich. Der spätbarocke Bau beherbergt seit 1951 das erste Museum für zeitgenössische Kunst, das in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde.

1973 machte das Haus bundesweit Schlagzeilen: Zwei Frauen des SPD-Ortsvereins machten eine Badewanne sauber, um darin für die Parteifeier Gläser zu spülen. Sie ahnten nicht, dass sie schrubbend eine Arbeit von Joseph Beuys zerstörten mit einem damaligen Wert von rund 80 000 D-Mark.

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Maximilian Hulisz und Jens Nieweg für Tourismus NRW e.V. und kulturkenner.de

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