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Los geht's

Wege zum Welterbe, Kölner Dom

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Der Kölner Dom ist ein Publikumsmagnet, ein Geschichtskoloss und wichtigste Pilgerstätte der westlichen Christenheit: Mit über sechs Millionen Gästen jährlich liegt er nicht nur auf Platz 1 der meistbesuchten UNESCO-Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen, sondern er führt das Ranking aller Sehenswürdigkeiten im Kulturland an.

Doch wie kann man sich auf dem schönsten Weg dem Monument nähern, das die Kölner Skyline dominiert? Seit der Einweihung im Jahr 1880 führen viele Wege zu den markanten Zwillingstürmen im Herzen Kölns. Der Kulturkenner hat sich für einen traditionellen Pilgerpfad entschieden, der vom Odenthal in die Rheinmetropole führt und ansehnliche Baukunst wie grüne Oasen verspricht.

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Der heutige Weg zum Welterbe liegt auf dem Westfälischen Jakobsweg. Los geht die Tour nur wenige hundert Meter vom Altenberger Dom entfernt an der Bushaltestelle Odenthal-Altenberg, die schnell vom Regionalbahnhof Leverkusen Mitte aus erreichbar ist. Ein Hinweisschild kündigt das Wahrzeichen des Bergischen Landes bereits an. Inmitten der Landschaft ragt es aus dem Tal der Dhünn empor – wie ein stiller Beobachter der Naturkulisse.

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Für Entdeckende lohnt es sich, das monumentale Bauwerk zunächst einmal zu umrunden und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, bevor es in das Innere der Klosterkirche geht. Überall lassen sich bezaubernde Eigenheiten der Architektur des gotischen Wunderwerks ausmachen. Sei es, wie im Bild zu sehen, das Strebewerk am Mittelschiff und der Vierung, oder der Dachreiter ohne eigenes Fundament.

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Ursprünglich ab 1259 als Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Altenberg errichtet, etablierte sich das Gotteshaus für rund 750 Jahre als Lebensmittelpunkt für Mönche und Gläubige, bevor das Kloster infolge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Ein Brand mit großen Schäden und der Wiederaufbau mit Hilfe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. folgten. Seit 1894 nutzen das Gotteshaus Katholiken wie Protestanten gleichermaßen. Hinein!

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Die gotische Abteikirche wurde 1379 geweiht. Zuallererst fallen Detailverliebten in der dreischiffigen Säulenbasilika die schlichten und eleganten Formen auf. Eine strenge architektonische Gliederung gibt den Ton in der Halle vor, in der regelmäßig Gottesdienste sowie klassische Konzerte stattfinden. Kaum vorzustellen, wie es klingen mag, wenn hier erhebender Chorgesang den Raum erfüllt.

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Durch die Fenster fällt am Morgen bereits das Sonnenlicht auf Säulen, Wände und Kirchenbänke. Die Glasmalereien sind ein Schatz, der Historikern zufolge sogar einen der umfänglichsten zusammenhängenden Bestände des Mittelalters darstellt. Meisterhände stellten sie einst mit der Grisaille-Technik her, einer Technik der Licht- und Schattenmalerei in Schwarz, Weiß und Grau. Sie zeigen keine figürlichen Motive, da diese in der Anfangszeit des Klosters durch die Zisterzienser nicht geduldet waren.

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Nur das Westfenster ist ein Leuchtexot: Das Zeugnis der späteren Entwicklungsphase stellt in zwei Reihen geordnete Heiligenfiguren, die Kirchenväter wie musizierende Engel, dar. Mit acht mal 18 Metern ist es eines der größten erhaltenen Kirchenfenster des Mittelalters. Stifter war Herzog Wilhelm von Jülich-Berg, dessen Dynastie in der rheinischen Region viele Spuren hinterlassen hat. So etwa sein Urahn Graf Adolf von Berg, der Stadtbegründer Düsseldorfs,  der neben anderen Landsherren seiner Familie, nach denen das Bergische Land benannt ist, im Altenberger Dom begraben liegt.

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Von seiner letzten Ruhestätte aus startet nun die rund 22 Kilometer lange Strecke, die Mikroabenteuer und Erholungsmomente einschließt. Wer sich auf die Reise begibt, sollte spätestens jetzt eine Outdoor-App mit GPS-Navigation einschalten, um auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Auch wenn das Wanderzeichen mit gelber Muschel auf blauem Grund den Streckenverlauf vorgibt, empfiehlt es sich doch, hin und wieder auf das Handy zu schauen. Gerade im dichten Grün wie auch an Hauptstraßen ist das bekannte Symbol des Jakobswegs schwer auszumachen.

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Artenvielfalt und kleine Naturwunder zeigen sich bereits nach wenigen hundert Metern: Moose, Farne, Gräser und Pilze animieren immer wieder dazu, mehr über die örtliche Flora und Fauna herauszufinden. Ein Bildscanner ist schnell aktiviert. Die virtuelle Datenbank öffnet sich und klärt auf: Ein Gemeiner Violettporling ist es also, der hier wächst.

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Und weiter geht’s: Die ersten Kilometer wandern Tagesreisende entlang des Flusses Dhünn durch den Rheinisch-Bergischen Kreis. Das Wasserrauschen ist ein steter Begleiter auf der Strecke. Schön und beruhigend zugleich gesellt es sich zum Takt der Schritte. „Schhhhhh, tok, tok, schhhhhh“.

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Schloss Strauweiler erscheint plötzlich als Landmarke am Horizont. Ein Pfeiler weist auf die Hexenroute hin, einen Wanderweg, der örtlichen Geschichten und Legenden nachgeht. Er klärt darüber auf, warum ein Hexenbrunnen auf dem Dorfplatz in Odenthal steht und warum es im 17. Jahrhundert in der Gegend zu Hexenprozessen kam.

Der Hexenroute muss der Kulturkenner ein andermal folgen. Schade nur, dass sich das im 12. Jahrhundert erbaute Schloss Strauweiler nicht besichtigen lässt. Im zweigeschossigen Ecktürmchen befand sich über viele Jahrhunderte hinweg das Odenthaler Gefängnis. Nun ist die Anlage in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

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Für die nächste Sehenswürdigkeit ist glücklicherweise keine Führung nötig: Im Zentrum der Gemeinde Odenthal sticht die steinerne Kirche St. Pankratius aus dem sonst typisch bergischen Fachwerk und Schieferbarock heraus. Vorbild für den Bau war auch hier in der Mitte des 11. Jahrhunderts die Form einer römischen Basilika mit rechteckigem Langhaus und Apsis als Abschluss.

Spannend, dass der Turm des Gebäudes heute noch die älteste Glocke des Rheinlandes beherbergt – sie stammt aus dem Jahr 1050. Wie sie klingt, ist nicht auszumachen, sie bleibt stumm während der Kurzvisite. Eine Hinweistafel verrät, dass Bürger den Turm einst als Schutzraum vor Angriffen nutzten.

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Nebenbei bemerkt gilt Odenthal als Wiege des Bergischen Landes, was wiederum auch auf die Grafen von Berg zurückzuführen ist. Diese benannten sich nach der Burg Berge, die ab der Mitte des 11. Jahrhunderts auf einem Felsendorn in Odenthal-Altenberg stand.

Bergische Ursprünglichkeit ist hier an allen Ecken auszumachen, wie etwa eine „Nostalgiemetzgerei“, das „Bergische Haus“ oder ein typisch bergisches Hotel beweisen. Dunkler Schiefer, grüne Fensterläden und weiße Akzente gehören im Bergischen Land eben dazu.

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Ist das ein Haubentaucher? Schön, dass sich auch stattliche Tiere wie dieser Vogel am Dhünn-Ufer zeigen. Schnell ist das Handy für einen Schnappschuss gezückt, um dieses Prachtexemplar bei der Landung zu fotografieren.

Gut, dass an dieser Stelle fester Stand dank trockenem Boden garantiert ist, damit auch nichts verwackelt. Nasses Winterwetter hat auf der ersten ländlicheren Streckenhälfte die Wege aufgeweicht. Festes Schuhwerk war die beste Wahl.

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Für die Inspektion der Herz-Jesu-Kirche in Bergisch Gladbach-Schildgen bleibt glücklicherweise mehr Zeit. Und das Auskundschaften lohnt sich: Der Kölner Stararchitekt und Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm entwarf den imposanten Bau 1957, 1960 wurde er eingeweiht. Er zeichnet sich unter anderem durch seine sechs unterschiedlich hohen, kegelförmigen Türme, eine massive Mauer und ein Atrium mit begrüntem Innenhof aus.

Beim Durchschreiten des Eingangsportals betreten Gäste eine andere Welt. Die Kirche bildet einen kontrastreichen Kern im sonst kernlosen Schildgen.

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Fest steht, dass die Herz-Jesu-Kirche einer der liebsten Bauten des 2021 verstorbenen Architekten war, wie er selbst in einem Interview betonte. Neben dem Zentrum für Gläubige ist Gottfried Böhm in NRW für Projekte wie den Mariendom in Köln-Neviges, das Rathaus in Köln Bensberg und die Böhm Chapel in Köln-Hürth bekannt. Letztere ist heute eine Galerie, die der Kunst der Gegenwart gewidmet ist.

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Von der Kirche führt die Route weiter durch den Dünnwald. Hier bleibt den Wandernden nochmal Zeit zum Durchatmen im Grünen, bevor es in städtischere Gefilde geht. Eine Bank mit hölzernem Tierbegleiter bietet sich ideal für eine Verschnaufpause nach rund 11 Kilometern Strecke an. Dann empfiehlt es sich für flexible Kulturfans, die auf dem nächsten Streckenabschnitt nicht nur Häuserfronten an der Berliner Straße begutachten möchten, kurzerhand in den Bus 260 zu steigen und bis zur Haltestelle Mülheim Berliner Straße durchzufahren. Dort geht es spannend weiter.

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Direkt gegenüber des Böcking-Parks, an der Straße Clevischer Ring, fallen der Stier und der Falke auf der Häuserwand auf. Das vielschichtige Mural mit großem Interpretationsspielraum hat der in Buenos Aires geborene Street-Art-Künstler Franco Fasoli (jaz) im Rahmen des cityleaks-Festivals 2015 gestaltet, einem der größten Szenefestivals für Straßenkunst in NRW.

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Ob die Stadtgöttin Mülheimia wohl auch über ihn wachte, als er das Wandgemälde malte? Ihr haben die Einwohner Mülheims einen Brunnen gewidmet, der gar nicht weit entfernt des Murals am Straßenrand zu finden ist. Der Anziehungspunkt des Bildhauers Wilhelm Albermann soll vor Unheil schützen und zugleich an die Überschwemmungskatastrophe von 1784 erinnern, als Mülheim vom Rheinhochwasser nahezu völlig zerstört wurde.

Lärm fröhlicher Schulkinder übertönt die Gedanken an Trauer und Flutopfer schnell. Auch das Navi drängt… Ja, wir biegen ja schon auf die Treppe ab.

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Die lautstarken Stimmen verhallen. Der Rhein ist endlich zu sehen. Der Heilige Nepomuk schließt sich als Mitbetrachter des Stroms dem Kulturkenner an. Seine Skulptur blickt vor St. Clemens direkt auf die gegenüberliegende Rheinseite. Absicht, mögen böse Zungen unterstellen… Bis 1914 war Mülheim nämlich eine selbstständige Stadt, die im Mittelalter zum Herzogtum Berg gehörte und die in stetiger Konkurrenz zu Köln stand.

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Auf der Katzenbuckelbrücke sind dann wieder alle Zwiste vergessen. Hier dominiert der Kölner Dom bereits den Blick auf den Mülheimer Hafen. Das Tagesziel rückt in greifbare Nähe.

Wie wunderbar sich jetzt bereits die feinen Linien und Formen des Kulturgiganten vor dem Himmel abzeichnen…

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So langsam wird die Umgebung belebter. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger sagen im Rheinpark „Hallo“. Nur der Kölner Tanzbrunnen scheint noch im Winterschlaf zu sein. Das Sternenwellenzelt ist verlassen.

Spätestens jedoch zur nächsten Großveranstaltung ändert sich das rasch. Dann strömen Besuchermassen auf das Open-Air-Gelände. Hier finden mehrfach in der Woche Konzerte, Bühnenshows und Theateraufführungen statt. Der Kulturkenner ist bald sicher wieder hier.

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Liebesschlösser mit Initialen, wohin das Auge blickt! Die Hohenzollernbrücke ist nicht nur der Übergang von der einen zur anderen Rheinseite, einer der wichtigsten Knotenpunkte im deutschen Eisenbahnnetz und fester Bestandteil des Kölner Stadtbilds. Sie stellt zugleich für Pärchen eine feste Anlaufstelle dar, um ihrer Zweisamkeit eine ewige Haltbarkeit zu versichern. Ein beeindruckendes Meer stählerner Liebesbeweise.

Touristen aus aller Welt tummeln sich hier, um ein Foto von der schönen Rheinkulisse zu schießen. Und natürlich macht’s auch beim Kulturkenner: Klick! Wir nutzen die Gelegenheit für eine Panorama-Aufnahme.

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„Vorsicht, bitte außen um den Heinrich-Böll-Platz laufen. Es findet gerade eine Probe in der Philharmonie statt“. Was für Unwissende wie ein Witz klingt, ist in Köln Realität. Wachpersonal weist Passanten den Weg. Die Decke der unterirdischen Kölner Philharmonie ist gleichzeitig der Fußboden des überirdischen Geländes. Geräusche stören das Hörvergnügen, weswegen der Platz zuweilen gesperrt bleibt – eine Bausünde vor einer der wichtigsten Pilgerstätten der westlichen Christenheit.

Das mindert die wunderbaren Eindrücke, die man hier vom Museum Ludwig und dem Domhof gewinnen kann, jedoch kein bisschen.

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Am römischen Nordtor auf der Domplatte erstrahlt der Kölner Dom in ganzer Pracht. Von hier sind die vielen Nuancen des 1996 zum UNESCO-Welterbe ernannten Bauwerks auszumachen, das auf eine über 1700-jährige Geschichte und 632 Jahre Bauzeit zurückblicken kann.

Im Innern lagert seit mittelalterlicher Zeit einer der wertvollsten Schätze überhaupt: der Kölner Dreikönigenschrein. Er soll die Knochen der Drei Könige enthalten, die sich zu Jesu Geburt nach Betlehem begaben, um dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe zu überreichen. Der Schrein besteht aus Eichenholz, der reich mit Filigran- und Emailbeschlägen wie aus Silber- und Goldblech getriebenen Figuren geschmückt ist. Ein Hingucker!

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Apropos Heilige Drei Könige: Der Kölner Dom hat zwölf Portale, durch die Gäste theoretisch in den Bau eintreten könnten. Obwohl nur das Marienportal als Hauptportal an der Westseite für Gäste geöffnet ist, sind die anderen Portale ebenfalls sehenswert. Das Dreikönigenportal sowie das Petersportal befinden sich direkt daneben. Im Tympanon (dem geschmückten Giebelfeld) des Dreikönigenportals lassen sich die Weisen aus dem Morgenland vor Herodes und bei der Anbetung des Christkindes erkennen.

Auch Künstler Joseph Beuys hatte sich 1948 mit seinem Rasierspiegel an einem der Portale verewigt. Sein Lehrer Ewald Mataré war beauftragt, zum 700-jährigen Domjubiläum 1948 die vier Türen an der Südseite der Kathedrale der Größe des Anlasses entsprechend neu zu gestalten. Beuys half und arbeitete sein persönliches Stück an der sogenannten Bischofstür ein. Leider bleibt nur ein Foto von der Aktion.

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Natürlich warten noch weitere Höhepunkte in und um den Dom: Gäste sollten im Innern auf jeden Fall das Gerokreuz in Augenschein nehmen – handelt es sich doch um eine der ersten Monumentalskulpturen des Mittelalters, gestiftet von Erzbischof Gero. Besondere Beachtung verdienen auch der Altar der Stadtpatrone sowie das von Gerhard Richter gestaltete Südquerhausfenster . Außerhalb des Gebäudes lädt die Via Culturalis zu einer Erkundungstour ein. Auf 800 Metern Strecke reiht sich hier ein Museum an das nächste. Archäologische Stätten sind nicht weit entfernt.

Der Kulturkenner tritt nach einer längeren Verschnaufpause im Dom die Heimreise an – durch viele Eindrücke bereichert und glücklich.

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Eine Produktion des Tourismus NRW im Februar 2024 für Kulturkenner.de.

Fotos, Audios und Videos: Maximilian Hulisz
Konzept und Texte: Maximilian Hulisz, Jens Nieweg

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