Madeline von Foerster Sie malt wie die Alten Meister, doch ihre Bilder handeln immer vom Hier und Jetzt.
Feine Pinsel - harte Arbeit Mit feinsten Pinseln beschreibt Madeline von Förster die Fühler, die Flügel den behaarten Schmetterlings-Körper. Und nicht nur das...
Jeden einzelnen Quadratzentimeter dieser Tafel bearbeitet die Künstlerin auf diese Weise. Oft stehen ihre Bilder monatelang auf der Staffelei.
Ein wunderbares Rezept
Bei von Foerster wird noch selbst gemischt:
Wasser, Dammarharz, ein Hühnerei ist auch dabei.
Mit dieser Emulsion lassen sich die Pigmente binden.
Am iPad erklärt Madeline von Foerster ihr Vorgehen.
Schicht für Schicht: Zuerst eine exakte Vorzeichnung, die mit Tinte auf die Tafel übertragen wird. Es folgt eine Schicht aus roter Eitempera, dann die Detailarbeit mit weißer Tempera. Nun steht das Skelett des Bildes.
Darüber legt von Foerster eine flächendeckende Lasur in ockergelber Ölfarbe, und schließlich wird alles in Öl und manchmal auch mit Tempera vollendet.
„Das Tolle an dieser Methode ist, dass sie das Beste beider Techniken nutzt“, erklärt die Künstlerin.
„Die Detailschärfe der Tempera verbindet sich mit den sanften Übergängen und durchsichtigen Qualitäten der Ölmalerei.“
Geschichte in Bildern
Eine Frau, oder doch eher eine Gliederpuppe? Lesend liegt sie in einer Art Schrank zwischen Nashornkopf und präparierten Schmetterlingen. Das Bild, an dem Madeline von Foerster gerade arbeitet, ist Teil einer Werkgruppe.
In einem Dutzend Bildtafeln wird hier die fantastische Story der zunehmend lebendigen Dame erzählt. Bald wird sie ihren engen Kasten und all das tote, konservierte Getier verlassen. Ihr Weg führt hinaus in die Natur.
Eine Kunst mit vielen Quellen
Allerlei spielt hinein in diese detailscharfe Bildergeschichte: Man denkt an die Stillleben alter Niederländer und an die Wunderkammern des Barock. Auch Surrealistisches schwingt mit. Mit der Frauenfigur knüpft von Foerster an das weibliche Personal in den Bildern der manieristischen Schule von Fontainebleau an.
Was reitzt Madeline von Foerster an all den alten Motiven und Objekten? „Es ist wohl ihre Zeitlosigkeit", so die Künstlerin. „Alte Sachen sind alt, weil sie übriggeblieben sind, weil sie die Zeit überdauert haben.“
Das Happy End
Was in ihrer gemalten Geschichte mit der Puppe im Schrank begann, endet auf dem Waldboden, wo die hölzerne Protagonistin im Laub dahingestreckt liegt.
Klar, sie ist tot. Doch für von Foerster hat das Finale auch etwas Positives. Schließlich sei die Figur wieder eins geworden mit der Natur. Auf dem Oberkörper sieht man bereits die ersten zarten Zweiglein eines Baumes sprießen.
Mensch versus Natur In der Sprache vergangener Jahrhunderte behandelt Madeline von Foerster brandaktuelle Themen:
Die Natur, ihre Ausbeutung und unsere Entfremdung von ihr. Darum geht es in fast allen ihren Arbeiten.
Eine ganze Werkreihe widmet Madeline von Foerster bedrohten oder bereits verschwundenen Vogelarten. Die Vorlagen stammen aus dem berühmten Buch
„The Birds of America“
aus dem 19. Jahrhundert.
Auch das Malaiische Schuppentier - hier in Holz geschnitten - kämpft ums Überleben. Denn sein Fleisch gilt als Delikatesse, und die Schuppen finden Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin.
Es sind sehr klare, gegenwärtige Ideen, die von Foerster mit den Mitteln und Methoden der Alten treffend und virtuos aufs Paneel bringt.
„Wir Stadtmenschen wissen, dass die Natur da ist, haben aber wenig Kontakt und kaum eine Beziehung zu ihr", sagt sie.
„Es entsteht eine Sehnsucht, etwas, das Konsumwelt nicht kompensieren kann.“
Das Kleingedruckte
Eine Produktion von http://kulturkenner.de/Juli 2021
Konzept & Texte: Stefanie Stadel
Fotos & Videos: Markus J. Feger u. Madeline von Foerster