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Kultur an der Schwebebahn-Strecke in Wuppertal

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Die Schwebebahn ist das Wahrzeichen von Wuppertal, ein eiserner Lindwurm und Transportmittel für über 80.000 Fahrgäste täglich. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1901 steht sie für den Fortschrittsgedanken, Sicherheit und das pünktliche Vorankommen zwischen den Stadtteilen Vohwinkel, Elberfeld und Barmen. Dass die „Alte Dame“ auch eine Kulturlinie ist, die die wichtigsten Institutionen und Orte miteinander verbindet, ist nicht jedem bewusst. Der Kulturkenner hat sich auf den Weg gemacht zur Kultur entlang der Trasse.

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Nur jeweils wenige Gehminuten von den 20 Stationen liegen spektakuläre Kunstorte entfernt. Geschichtsträchtige Bauten, prachtvolle Grünanlagen und herausragende Architektur finden Reisende am Wegesrand, wenn sie sich ihren Weg durch historisch gewachsene Wohn- und Szeneviertel bahnen.

Los geht die Tour in Vohwinkel, einem rund 31.000 Einwohner starken Stadtteil, in dem das Schwebebahn-Gerüst ganze Straßenzüge überspannt.

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Bereits von Weitem ist ein leichtes Rauschen, Poltern und Dröhnen zu hören, das wie ein Gewitter aufzieht, sich nähert, um sich zu entfalten und wieder zu verhallen. Kaum zu glauben, dass in diesem stählernen Lindwurm im Jahr 1950 eine asiatische Elefantenkuh gesessen hat, die aus Wagon Nummer 13 in die Tiefe sprang. Glücklicherweise suchte sie sich auf dem 13,3 Kilometer langen Streckennetz einen Abschnitt über der Wupper aus. Nach Zeitungs- und Augenzeugenberichten überlebte sie den Fall unbeschadet und starb erst 1989 mit stolzen 43 Jahren.

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Wer heute in Wuppertal einen Elefanten treffen möchte, muss den ersten Tageshalt an der Station „Zoo und Stadion“ einplanen. Von hier sind es nur vier Minuten Fußweg zum Zoologischen Garten, einem wahren Naturwunder. Rund 5000 Tiere haben auf der hügelig gelegenen Anlage, die als schönster Tierpark Deutschlands gilt, eine Heimat gefunden, darunter Raubkatzen, Tapire und Pinguine. Die Skulptur Domagk des in Wuppertal arbeitenden Bildhauers Tony Cragg weist den Weg zum Eingang

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Zurück am stählernen Tausendfüßler fällt der Blick auf den Fahrplan. Nächster Halt: Robert-Daum-Platz. Hier beginnt ein anderthalbstündiger Spaziergang, der verschiedene Anziehungspunkte miteinander verbindet. Der erste Stopp ist das Briller Viertel, das von prächtigen Häusern aus der Gründerzeit nur so strotzt. Hier ist der Unternehmergeist des späten 19. Jahrhunderts spürbar, und der Reichtum seiner Erbauer zeigt sich an jeder Ecke.

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Neogotik, Neorenaissance, Neobarock und Jugendstil wechseln sich an den rund 250 denkmalgeschützten Gebäuden ab. Auch der sachliche Bauhaus-Stil ist hier und dort auszumachen. Flanierende sollten sich das Gebiet rund um die Viktoriastraße und Goebenstraße genauer ansehen, bevor es schließlich über die Katernberger Straße zum Wohnviertel Ölberg geht.

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Beim steten Auf und Ab wird deutlich, dass Treppensteigen in Wuppertal ein Volkssport ist. So scheint es zumindest, wenn Passanten den Weg auf den unzähligen Stufen kreuzen.

Die Stadt im bergischen Städtedreieck hält mit mehr als 500 öffentlichen Treppen deutschlandweit den Rekord. Bilder an Mauern und Wänden geben vielerorts Einblicke in die lokale Graffiti-Szene.

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Vom Ölberg führt die berühmteste Stiege der Stadt hinab ins Luisenviertel – das sogenannte „Tippen-Tappen-Tönchen“. Ihr Name beschreibt lautmalerisch das Klacken der holzbesohlten Schuhe der Proletarier, die die Stiegen einst nahmen, um schnell von ihrer Wohnung zum Arbeitsort zu gelangen. Davon ist heutzutage zwar nichts mehr zu hören, jedoch schwingt der Unterton in Gedanken mit… „Tipp, tapp, klack, klack.“

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Genau 103 Stufen später befinden sich Entdecker*innen plötzlich in einer multikulturellen Oase: Auf dem Gehweg der Luisenstraße sitzen Pausenbedürftige vor kleinen Cafés und plaudern über ihr Tagwerk. Die gelassene Atmosphäre bestimmen Street-Art, Efeu-Girlanden und hausgemachtes Essen mit regionalen Zutaten, wie die Karten versprechen. In dem Ausgeh-Hotspot scheint die Zeit still zu stehen.

Der perfekte Ort, um eine Pause einzulegen und sich ein bisschen treiben zu lassen.

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„I’ve been looking for freedom“? Was wohl David Hasselhoff dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass er hier neben Skeletor aus dem „Masters of the Universe“-Universum aufgeklebt ist? Der Serienstar und Sänger schmiegt sich im Luisenviertel harmonisch an den Antagonisten des Zeichentrick-Epos an. So etwas geht nur in Wuppertal, bestätigt ein Einheimischer.

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Von der Popkultur führt der Spaziergang weiter zur Erinnerungs- und Hochkultur. Auf dem Weg zum Von der Heydt-Museum in der City liegt die Alte Synagoge, die seit 1994 an die Opfer des Nationalsozialismus in Wuppertal erinnert. Sie vereint Gedenkstätte, Forschungseinrichtung, Ausstellungs- und Begegnungszentrum unter einem Dach. Graue Granitsteinplatten markieren im Außenbereich den Grundriss einer Vorgänger-Synagoge, die bis zum Novemberpogrom 1938 hier stand.

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In der Fußgängerzone fallen Gästen die zwei wehenden blauen Fahnen über dem Eingang des Von der Heydt-Museums auf. Auch wenn der dreigeschossige Dreiflügelbau aus Sandsteinquadern zunächst unscheinbar wirkt, ist er doch gefüllt mit Schätzen der Weltkunst. Das ehemalige Rathaus der Stadt Elberfeld ist heute international renommiert für seine Ausstellungen. Gäste können sich unter anderem auf Meisterwerke des Impressionismus, Expressionismus und der 1920er-Jahre einstellen.

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Die Impressionismus-Ausstellung im früheren Bürgersaal überzeugt etwa mit Arbeiten von Monet, Manet, Degas, Van Gogh und Liebermann. Die Sammlung wird seit der Museumseröffnung am 25. Oktober 1902 ständig erweitert. Der erste Direktor Friedrich Fries machte den Anfang. Kunstsinnige Wuppertaler Bürger und die Stiftungen Eduard von der Heydts halfen im Laufe der Jahre.

Die „Segelboote im Hafen von Saint-Tropez“ von Paul Signac sind heutzutage nur ein Höhepunkt unter vielen.

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Als erstes Kunst-Museum in NRW hat das Von der Heydt-Museum im Mai 2023 sogar ein Schaudepot eingerichtet, das 350 Bilder zusätzlich zu den Ausstellungen sichtbar macht. Auf 17 beweglichen und drei festen Wänden hängen nun Gemälde wie Franz Marcs „Fuchs“ oder Alexej von Jawlenskys „Mädchen mit Pfingstrosen“. Sie können im Rahmen von Führungen näher angesehen werden.

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Der Cityrundgang wäre nicht komplett, wenn auf der Südseite der Wupper die historische Stadthalle ausgelassen würde. In dem prachtvollen Bau finden pro Jahr bis zu 500 Tagungen und Kulturevents statt, beispielsweise Konzerte und Lesungen. Also: Die Brücke nehmen, unter dem Schwebebahn-Gerüst abtauchen, die Aussicht auf die vorbeisausenden Transportwagons und das ruhig fließende Wasser genießen und dann kurz bergauf auf den Johannisberg.

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Von außen wirkt die Historische Stadthalle bereits sehr imposant. Quadratische Kuppeltürme markieren die Ecken des Sandsteinbaus im Stil der Neorenaissance, der im Juli 1900 eingeweiht wurde. Im Innern sind einzelne Säle mit Porzellanbildern, Engel- und Sphinx-Stuckaturen geschmückt. Den Kern des Hauses bildet der große Konzertsaal mit seiner Prunkorgel. Hier gilt es, ein andermal wiederzukommen, um alles noch intensiver und bei einem der Konzerte zu erleben – die Akustik des Hauses hat immerhin einen ausgezeichneten Ruf. Weiter geht’s mit der Schwebebahn von der Haltestelle „Hauptbahnhof“.

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Nun haben Reisende die Möglichkeit am Landgericht auszusteigen, um etwa das Bibelmuseum, die Kunstgalerie Oktogon, das soziokulturelle Zentrum „Wuppertaler Börse“ oder den Skulpturenpark Waldfrieden zu besuchen. Der Kulturkenner entscheidet sich dazu, drei Stationen weiter auszusteigen, um dem Engels-Haus mit Engelsgarten eine Visite abzustatten.

Hier begrüßt einen Friedrich Engels, der gemeinsam mit Karl Marx das „Kommunistische Manifest“ verfasste, höchstpersönlich als überlebensgroße Bronzestatue.

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Nicht weit entfernt liegt das Wohnhaus seines Großvaters. Das 1775 erbaute Engels-Haus ist heute ein Museum, das den wirtschaftlichen Erfolg der Textilunternehmerfamilie in der Frühindustrialisierung repräsentiert und das Leben und Werk des Fabrikantensohnes aus Barmen aufschlüsselt. Die bürgerliche Wohnkultur um 1830 steht zudem im Fokus der Ausstellung.

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Wem nach einem kurzen Türklopfen Einlass gewährt wird, kann sich in den gut erhaltenen Innenräumen frei umsehen: Im Erdgeschoss spiegelt ein Zeitstrahl die wichtigsten Lebensereignisse des kommunistischen Revolutionärs, Philosophen und Gesellschaftstheoretikers wider. In Vitrinen liegen Briefe, Originalschriften und einige erhaltene Habseligkeiten. Die Ahnengalerie im Obergeschoss entfaltet die Beziehungen der berühmten Familie. Ein Porträt stellt den jungen Engels in stattlicher Pose dar. Es stammt aus der Zeit zwischen 1857 und 1859, da war Engels zwischen 27 und 29 Jahre alt.

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Eine der neusten kulturellen Sehenswürdigkeiten entsteht nun entlang der Schwebebahn-Strecke in Barmen, genauer gesagt auf der zentralen Einkaufsstraße Werth. Von der Haltestelle Werther Brücke sind es nur drei Gehminuten bis zum Schwebodrom, das im zweiten Quartal 2023 eröffnen soll.

Im Schwebodrom können Gäste die Geschichte der Schwebebahn anhand einer Ausstellung und einer Virtual-Reality-Fahrt nacherleben. Im restaurierten Original-Wagen Nr. 11 des Jahrgangs 1900 rauschen die Passagiere durch die „neue Großstadt Wuppertal“ des Jahres 1929.

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Für Gänsehautmomente sorgt bereits jetzt das Visiodrom, das nur zwei weitere Schwebebahn-Haltestellen und fünf Minuten Fußweg entfernt liegt.

Im historischen Gaskessel in Oberbarmen verschmelzen Industriekultur und 360-Grad-Showelemente zu einem einmaligen Erlebnis. 33 Hochleistungsprojektoren erzeugen im 47 Meter hohen Raum einen spektakulären Film. Die Technik lässt Traumwelten lebendig werden.

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Und das Konzept geht auf, wie die immersive Vorstellung zu Claude Monets Werk beweist: Von der Ausstellungsebene mit einer Einführung in das Œuvre des französischen Malers gelangen Gäste über die Außentreppe oder den Fahrstuhl zur Ebene 5, dem eigentlichen Visiodrom. Hier beginnt das Farb-, Licht- und Soundfeuerwerk. Es hinterlässt einen anhaltenden emotionalen Eindruck.

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Die Arrangements berühmter Gemälde wirken, als würden sie direkt vor dem Auge gemalt. Zarte Geigenklänge und wuchtige Bässe untermalen das optische Spiel. Einzelne Abschnitte gehen filigran ineinander über, andere sind durch bewusste Brüche gekennzeichnet.

Gekrönt wird die Aufführung noch durch einen Gang über den Skywalk auf dem Dach des Gaskessels. Von hier reicht die Sicht weit über das Umland. Auch das: wow!

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In Oberbarmen ist übrigens Endstation.

Im Blick zurück auf die Trasse ist die Reise mit der Schwebebahn als Kulturlinie unbedingt empfehlenswert. Die Ankerpunkte der Wuppertaler Kultur lassen sich bequem erreichen und die Stadt dabei bestens erkunden. Das eiserne Gefährt ist eine gute Wahl. Viele Erinnerungen bleiben…

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Eine Produktion des Tourismus NRW im Mai 2023 für Kulturkenner.de.

Konzept, Texte, Bilder: Maximilian Hulisz und Jens Nieweg

Unser Dank gilt Marion Meyer (Von der Heydt-Museum), Christoph Grothe (Stadt Wuppertal, Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur) und Christian Höher (Visiodrom im Gaskessel) für die freundliche Unterstützung der Produktion.

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