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Los geht's

Baldeney-Steig

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Die Villa Hügel und der Hügelpark feiern 2023 ihr 150-jähriges Bestehen mit einem breiten Jubiläumsprogramm. Der KulturKenner hat sich zu den Festtagen dorthin auf den Weg gemacht, steuert aber die Villa nicht direkt an, sondern läuft über den Baldeneysteig, einen Wanderrundweg durch die wunderschöne und geschichtenreiche Umgebung des ungewöhnlichen Einfamilienhauses der Krupps. Zu erleben ist eine aussichtsreiche Wanderung durch den strukturgewandelten Essener Süden mit großem Risiko für alle Reisenden, hierhin noch einmal wiederkommen zu wollen. 

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Der Baldeneysteig führt einmal um den gleichnamigen See, der zwischen den Stadtteilen Kupferdreh und Werden liegt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Tour ideal erreichbar, entweder über den S-Bahn- und Regionalexpress-Halt in Essen-Kupferdreh oder über den Bahnhof der S-Bahn-Linie 6 aus den Richtungen Essen bzw. Köln/Düsseldorf im Stadtteil Werden, wo der KulturKenner aus dem Zug steigt. Das Stadtmarketing Essen bietet hilfreiche Informationen und Downloads für die Navigation an. Los geht es am Ufer der Ruhr. 

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Werden wurde schon Anfang des 14. Jahrhunderts zur Stadt erhoben und gehört heute zu den schönsten Flecken von Essen. Hier findet man viel historische Bausubstanz und einige nette Cafés und Geschäfte, die einen Stopp lohnen und dazu einladen, hier den Rucksack mit Proviant zu füllen. 27 teils anstrengende Kilometer Weg liegen vor den Wanderschuhen.

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Bei einem Schaufensterbummel zeigt sich schnell, dass die Werdener stolz sind auf ihre lange Stadtgeschichte und ihre liebenswerten engen Altstadtgassen. Hier ein Blick ins Fenster des traditionsreichen Geschäfts „Foto Lorenz“ in der Abteistraße mit Aufnahmen aus alter Zeit.

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Kulturell und kirchlich große Bedeutung erlangte Werden mit Gründung der Abtei Werden Anfang des 8. Jahrhunderts durch den heiligen Liudger. Die Benediktiner-Mönche waren hier bis zur Säkularisierung des Klosters im Jahre 1802 zu Hause.

Das Portalgebäude zur Straße zeigt die barocke Bauphase der Anlage aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Danach unterhielt Preußen hier eine Strafanstalt, bevor 1946 die Folkwang-Universität der Künste einzog. So sind heute aus dem Gebäude Blechbläser-Proben von Studenten zu hören.   

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In der Barockresidenz der ehemaligen Benediktiner-Abtei werden heute unter anderem Kunst, Design, Musik und Fotografie gelehrt. Die Türme gehören zur Basilika St. Ludgerus, die mitsamt ihrer Schatzkammer an die tausendjährige Geschichte des Ortes erinnert und für Besucher*innen geöffnet ist.

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Los geht’s zur See-Umrundung über das Stauwehr des Baldeneysees. Es hat vielfältige Funktionen. Neben dem Pegelausgleich für See und Ruhr enthält es ein Wasserkraftwerk, eine Bootsschleuse und eine Infostelle für Ausflügler*innen. An die Fische ist auch gedacht: Sie finden hier einen Lift zum Aufstieg in den See.

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In einer langen Kurve liegt der Baldeneysee im Essener Süden. Er gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Ruhrgebiet und hält eine Menge Beschäftigungs-, Ausflugs- und Einkehrmöglichkeiten für Reisende bereit. Für Sportinteressierte gibt es unter anderem ein Strandbad sowie eine Walking- und Segelregattastrecke. Kulturfans stoßen hingegen am Wegesrand auf Freiluftateliers, historische Ruinen und Museen. Auf geht’s!   

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Schon bald führt die Strecke des Baldeneysteigs weg von der Seepromenade hinauf in die umliegenden Wälder. Der Wanderweg ist hervorragend ausgeschildert und wird hier und dort von den Waldbewohner*innen akustisch aufgewertet (bitte Ton anschalten).

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Die Ortschaft Fischlaken gehört zu den ländlichsten Orten in Essen. Von hier aus schweift der Blick über das Fachwerkhaus in der Siedlung Harnscheidts Höfe von 1745 mit dem Gast-„Haus am See“ hin zum Nord-Ufer. Die Villa Hügel und der Kruppwald sind aus der Entfernung zu sehen.

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Stille, Luft und grandiose Aussichten prägen den Baldeneysteig an dieser Stelle zwischen Wäldern und Feldern. Voraus liegt Essen-Heisingen, am Horizont erkennt man Kupferdreh und Velbert.

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Natur und land(wirt)schaftliche Idylle, soweit das Auge reicht… Aber wir sind hier im Ruhrgebiet. Was heute so wirkt, als sei es nie anders gewesen…  

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… entpuppt sich an der nächsten Ecke als ehemaliger Bergwerksort. Wo heute das Feld auf den Wald trifft, stand bis in die 1980er Jahre die Zeche Pörtingsiepen. Seit 1777 wurde hier Kohle abgebaut, noch in den 1960er-Jahren förderten mehr als 1200 Bergleute jährlich rund 520.000 Tonnen Anthrazitkohle an die Erdoberfläche.

Die Infotafel des Regionalverbands Ruhr zeigt die Ausmaße der Zechenanlage, die roten Punkte verweisen auf den (von links) Wetterschacht, das Fördermaschinenhaus, den Förderturm über Schacht II und die Umlenkseilscheibe des Förderturms, die heute dort ihren Platz hat. Im Jahr 1973 wurde die Zeche dichtgemacht.  

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Die Kohlenlore am Wegesrand ist, neben der erwähnten Seilscheibe, das einzige (!) Überbleibsel der „Zeche Vereinigte Pörtingsiepen“, das heute noch an die Bergbauvergangenheit des Ortes erinnert. Wer die Zeche im Bewegtbild sehen möchte, sollte sich den 1976 gedrehten Tatort „Fortuna III“ (so der Filmname der Zeche) ansehen. Kommissar Haferkamp, gespielt von Hansjörg Felmy, ermittelt auf dem Gelände in einem seiner, so Kritiker, spannendsten und besten Fälle. 

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Vom ehemaligen Zechengelände geht es einige Meter hinab zum Seeufer. Wo nur in der Saison die Ausflugsschiffe halten, stoppen das ganze Jahr über Motorradfahrer für eine Rast mit ruhrgebietstypischer Wurst-Kartoffel-Saucen-Kombination. Hier heißt das Gericht auch gerne mal Mantaplatte oder Schimanski-Teller.

Eine Pause mit Blick auf den Förderturm der Zeche Carl Funke und regionaler Köstlichkeit bietet sich auch für Wandernde an. 

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Auch das ist typisch Ruhrgebiet: Aus einem adligen Lehnsgut der Abtei in Werden aus dem 14. Jahrhundert wurde durch Aufstauung des Baldeneysees im Jahr 1935 zunächst eine Wasserburg, später dann praktischerweise eine Anlegestelle für Freizeitkapitäne und -schiffsführerinnen.

Von hier aus fährt auch heute noch die Hespertalbahn ab, eine dampfbetriebene Museumseisenbahn, die einst die Kohle der Zeche abholte, heute aber schon in Kupferdreh endet. 

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Eine Rast an den Bahngleisen am See ist nötig, bevor wieder ein Stichweg hinauf in die bewaldeten Höhen führt. Immer deutlicher wird, warum dieser Wanderweg ein „Steig“ ist. Während die meisten Seebesucher*innen am asphaltierten Ufer bleiben, treibt es Trekking-Begeisterte die Holzstufen hinauf. Auch wird der Baldeneysteig als „schwer“ eingestuft. 

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Über diese Brücke fuhren von 1872 bis 1965 die Züge der Ruhrtalbahn und verbanden Kupferdreh mit Essen-Werden, wo die Trasse der Ruhrtalbahn heute noch von der S-Bahn-Linie 6 befahren wird. Seit 1983 dient dieses Relikt der Bahnarchitektur dem Freizeitverkehr und ist für den KulturKenner ein erfreuliches Zeichen: Die Hälfte ist geschafft! 

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Der Baldeneysteig ist auch eine Wanderung durch Baustile der Jahrhunderte, vom Wehrbau- und Fachwerkhaus über Industrie- und Villenarchitektur bis zum überdehnten „Bauhaus-Stil“ der Gegenwart. Der Blick von Essen-Heisingen zurück auf das Südufer zeigt den „Seebogen – Wohnträume am Baldeneysee“, so der Entwickler.

Rechts oben zu erkennen ist die „Klimaschutzsiedlung“ Dilldorfer Höhe. Sie entstand auf dem Gelände der ehemaligen Ruhrland-Kaserne von 1937, wo zunächst die Wehrmacht, anschließend die britischen Streitkräfte und dann die Bundeswehr stationiert war. Noch weiter in die Vergangenheit weist dort das 1937 entdeckte Steinkistengrab aus der Jungsteinzeit.

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... ist für gewöhnlich gut besucht und bietet zahlreiche die Augen entspannende Aussichten.

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Den nächsten Flashback auf dem Baldeneysteig löst dieses Gerüst am Ufer des Sees aus. Es gehört zur ehemaligen Zeche Carl Funke, die Teil der Route der Industriekultur ist, einer touristischen Themenstraße zu den wichtigsten Industriedenkmälern des Ruhrgebiets.

Zwischen 1772 und 1973 wurde hier immer tiefer nach immer mehr Kohle gegraben. Einige Hundert Meter unter dem See entstanden Durchbrüche zu den anderen Gruben, auch zur Zeche Pörtingsiepen. Nach der Schließung und dem Abriss fast aller Übertage-Anlagen 1985 zeugen heute noch das Fördergerüst und die benachbarte Kleingartensiedlung Carl Funke von der alten Bergbau-Geschichte. 

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Vom Weg direkt am Ufer führt der Baldeneysteig auch am Nordufer weit hinauf in die Höhen. Vom Hauptweg verzweigen „Seitenblicke“ zu besonderen Ausblicken, die zum Themenjahr „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ angelegt wurden. Der Aussichtspunkt „Korte Klippe“, etwa 90 Meter über dem See, soll die besten Perspektiven über das Umland bieten.





Während Baldeney-Besteiger*innen mit schwerem Atem hier oben ankommen, erreichen andere den Ort entspannt mit dem Auto über die gut ausgebaute Heisinger Straße. 

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... führt weiter auf und ab durch den Schellenberger Wald…

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Wer hat hier einst durchgeschaut? Wer ist durch die Öffnung im 13. Jahrhundert eingetreten? Tatsächlich ist die mittelalterliche Ritterburg Teil eines historischen Krimis. 

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Essener Stadthistoriker*innen sprechen von „einer der größten und bedeutendsten Befestigungen der Region“, von der aus „der Essener Raum beherrscht“ wurde.

Graf Dietrich von Isenberg errichtete die Burg im Jahr 1240, um den reichen Besitz seines Vaters, Graf Friedrich von Isenberg, zurückzuerhalten – dazu zählte die Abtei in Werden. Friedrich hatte den Besitz verloren, weil er an der Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. beteiligt war.

Schon vier Jahre später, 1244, wurde die hoch über dem See gelegene Isenburg vom Kölner Erzbischof Konrad I. eingenommen. Doch 1288 zerstörte Graf Eberhard von der Mark die Burg – Anlass war damals der Limburger Erbfolgestreit gegen Kurköln.

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Weiter geht es bergauf und bergab. Die Zeit ist fortgeschritten, die Beine übermitteln schon die zurückgelegten Kilometer. Doch die Wegmarkierung ist eindeutig: Weiter geradeaus! 

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... reicht bis nach Velbert zum 115 Meter hohen Fernmeldeturm, genannt „Telebert“.

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Hinein geht’s in den etwa 100 Hektar großen Park der Krupps. Eine Erzählung besagt, Firmenpatriarch Alfred Krupp sei täglich in atemberaubendem Tempo hindurchgeritten, um von der Villa Hügel zu seiner Gussfabrik zu gelangen. Heute ist das Tempo sehr gemäßigt, und hier ist das Zwischenziel: Beim Blick aus dem Wald ist die Villa Hügel zu erkennen, davor liegt das frühere Gästehaus, der heutige Sitz der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-, kurz Krupp-Stiftung.

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Die Villa Hügel beeindruckt ihre Gäste bis heute und war genau auch dafür gedacht. Der Bauherr Alfred Krupp begleitete die Baumaßnahmen streng und mit dem Plan, das Selbstbewusstsein eines Industrielenkers in Architektur auszudrücken.

Hier steht er beim Richtfest am 26. November 1870 selbst auf dem Dach des Haupthauses. Die Arbeiten dauerten von der Grundsteinlegung im April 1870 bis zum Einzug der Familie im Januar 1873. 

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Die Villa Hügel mit ihren 269 Räumen, dem großzügigen Park und dem Wald ist der Höhepunkt des Baldeneysteigs. Der KulturKenner schaut sich noch schnell die Siedlung Brandenbusch oberhalb der Villa an. Hier wohnten die etwa 600 Bediensteten der Krupps.


Hübsch ist es hier bis heute. Das letzte Stück des Steigs bis nach Werden schenkt sich der KulturKenner. Die S-Bahn fährt unterhalb des Anwesens ab. „Hügel“ heißt der Halt. Für heute der letzte Hügel auf der Tour. 

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Bildnachweise
Seiten 1 bis 12, 14 bis 29 und Seite 32: Tourismus NRW e.V.
Seite 13: Regionalverband Ruhr
Seite 30: Historisches Archiv Krupp
Seite 31: Krupp-Stiftung, Foto: Peter Gwiazda


Das Kleingedruckte
Eine Produktion des Tourismus NRW
im Februar/März 2023 für Kulturkenner.de
Konzept & Texte: Jens Nieweg, Maximilian Hulisz

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