Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

Logo http://story.kulturkenner.de/tanztheater-wuppertal-pina-bausch

Zum Anfang
Video

Julie Shanahan ...

über die Zeit mit Pina Bausch und dem Tanztheater

Zum Anfang

Julie Shanahan, seit 30 Jahren Mitglied in Pina Bauschs Ensemble. Sie ist die Frau, die die Männern so lange anschreit, ihre Hand zu halten, sie zu umarmen, bis diese sie schließlich einfach mit Tomaten bewerfen - eine blutrot-verschmierte Liebesmärtyrerin. Sie ist die tragisch verstümmelte Showmasterin, die strahlend die Bühne betritt, doch: Ihr fehlen die Arme, um mit typischer Begrüßungsgeste ihr Publikum willkommen zu heißen. Mitte der 1980er Jahre kommt die junge Australierin nach Deutschland. Heute, mit über 50 Jahren, steht Julie Shanahan immer noch auf Bauschs Bühne - und sie ist nicht die Älteste.

Zum Anfang

Zu einer von Pina Bauschs ersten Amtshandlungen nach der Berufung zur Ballettdirektorin in Wuppertal gehörte die Umbenennung der Tanzsparte: Tanztheater Wuppertal. So sollte die Kompanie heißen. Über Pina Bauschs erste Arbeiten wurde in den 1970er Jahren noch heftig gestritten. Heute ist das Tanztheater Wuppertal eine weltweit bekannte Marke. Sein Einfluss auf die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes ist kaum zu überschätzen. Die Mitglieder des Ensembles stammen aus 18 Nationen, die jüngsten sind Anfang zwanzig, die ältesten über sechzig.

Zum Anfang
Video

"Für mich ist egal, wo ich hingehe – ich muss nicht hier sein, darum geht es nicht. Aber was ich schön finde an Wuppertal und auch wichtig für unsere Arbeit ist, das ist zu fühlen, ich lebe in einem Alltag. Es gibt Städte, die sind wie Sonntagsstädte. Ich finde aber wichtig, konfrontiert zu sein mit der Wirklichkeit, weil man ohnehin so wenig draußen ist. Wenn ich zu unserem Probenraum gehe, zwischen Peepshow und Spielautomaten, ist da eine Bushaltestelle, und da stehen diese traurigen Leute. Das ist unser Eingang. – Man muss mit seiner Arbeit zaubern. " (Pina Bausch)

Zum Anfang
Video

Wuppertal, die Alltagsstadt. Man weiß eigentlich gar nicht so genau, wie positiv oder vielleicht auch ironisch diese Äußerung gemeint gewesen ist. Aber auch wenn sie in den 1980er Jahren anfing, mit ihrer Kunst rund um den Globus zu reisen – irgendwie war Pina Bausch doch immer da, in Wuppertal, in der „Lichtburg“.

Zum Anfang
Video

Das frühere Kino ist noch immer der Probenraum des Tanztheaters. Ein 50er Jahre Saal mit grünlichem Licht und dem Muff von jahrzehntelanger Körperarbeit. Dort führt das Tanztheater zwischen Porno-Shops und Fastfood-Restaurants sein Geheimdasein, als wäre das Kunstschaffen selbst ein gar liederliches Gewerbe.

Zum Anfang
Video

Zum Anfang
Video

Julie Shanahan ...

über Pinas Bauschs Bescheidenheit

Zum Anfang
Video

Pina Bausch tanzt "Café Müller"

Zum Anfang

Es wird immer das Stück bleiben, in dem sie am stärksten fehlt und zugleich: am stärksten spürbar ist. Das 1978 entstandene „Café Müller“, in dem Pina Bausch noch im Jahr vor ihrem Tod selbst mittanzte. Eine Frau huscht herein, ihr weißes Hemdchen leuchtet in der Dunkelheit. Eine Schlafwandlerin? Ein Spuk?

Viele Jahre lang war das Pina Bausch, die Solinger Gastwirttochter, die sich nachts in ihr „Café Müller“ schlich, die bloßen Arme sehnsuchtsvoll ausgestreckt. Das weiße Trägerkleidchen schlottert nachlässig am dünnen Körper, offenbart den Brustansatz, feminine Verletzlichkeit. Für die anderen Personen, die später auf die Bühne kommen, wird sie seltsam unsichtbar bleiben. Eine stille Beobachterin der Liebesexzesse der anderen, ihrer Verzweiflung, ihrer Lächerlichkeit.

Zum Anfang
Video

Julie Shanahan ...

über das Geistige in Pina Bauschs Arbeit

Zum Anfang

Kein anderes Ensemble hat so tief, so humorvoll oder herzzerreissend traurig gezeigt, was der Mensch doch für ein kompliziertes Wesen ist und wie sich auch im Banalsten, Alltäglichsten noch immer die ganz großen Fragen des Lebens stellen. Nicht wie sich Menschen bewegen, sondern was sie bewegt, lautet das vielzitierte Credo der „Sphinx von Wuppertal“, die für gewöhnlich nicht viele Worte verlor. Pina Bausch schaute. Still, mit graublauen Augen nach der Seele suchend.

Zum Anfang
Video

Julie Shanahan ...

über Pina Bauschs Augen

Zum Anfang

Pina Bausch ließ ihre Truppe Witze reißen, singen, spielen, rennen und das nur selten auf einem ganz normalen Tanzboden. Ihre Bühnenbildner - erst Rolf Borzik, dann Peter Pabst - schufen Räume mit kaum zu bewältigenden Herausforderungen: ein knöcheltiefes Wasserbassin, ein Blumenbeet aus Nelken, ein modriger Lehmboden, der schwer an den Füßen klebt. Jedes der 46 Stücke hat seine eigene „Natur“, seinen eigenen Duft und Klang.

Zum Anfang
Video

Ausschnitt aus "Arien"

Zum Anfang

30. Juni 2009: Pina Bausch stirbt überraschend. Das Ensemble ist auf Gastspielreise in Wrocław, Polen. Es tritt noch am selben Abend auf und schafft es, auch in den folgenden Jahren, Pina Bauschs Werk immer wieder kraftvoll und berührend auf die Bühne zu bringen. Noch immer will die Welt die Kompanie sehen. Die Popularität ist ungebrochen. Nur: Es vergehen viele Jahre, bis die Kompanie bereit ist, mit einem anderen Choreografen ein neues Stück zu erarbeiten.

Zum Anfang

Nach dem Tod Pina Bauschs war das Tanztheater Wuppertal lange eine Kompanie, die sich allein der Werkpflege widmete. Bis 2018 der Grieche Dimitris Papaioannou und der Norweger Alan Lucien Øyen nach Wuppertal reisten, um mit der Kompanie die beiden neuen Choreografien „Seit sie“ und „Neues Stück II“ zu erarbeiten.

Zum Anfang

Mittlerweile besteht die Kompanie fast zur Hälfte aus Tänzerinnen und Tänzern, die nie mit Pina Bausch gearbeitet haben. Gemeinsam mit den älteren Tänzern studieren sie die Stücke der Prinzipalin ein. So kann im Mehrgenerationen-Ensemble heute schon mal ein Mittsechziger auf eine Anfang-Zwanzigjährige treffen in einer Szene, die ursprünglich für zwei gleichaltrige Tänzer entwickelt worden war. Ein massiver Eingriff ins Stück? Oder eine mustergültige Begegnung von Jung und Alt in Zeiten demografischen Wandels?

Zum Anfang
Audio

Julie Shanahan ...

über die Mehrgenerationskompanie

00:00
/
03:12
Zum Anfang
Zum Anfang

Fotografie und Video: Markus J. Feger
Konzept: Nicole Strecker
Text: Nicole Strecker / Andrej Klahn
Copyright Ausschnitt "Café Müller": Arche Editeur
Ensemble-Foto: Claudia Kempf
Redaktion: Andrej Klahn

Eine Produktion des K.WEST-Verlag für www.kulturkenner.de

Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden