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Kulturwanderweg rund um die Brühler Schlösser

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Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind geschichtsträchtig, malerisch und repräsentativ: Im 18. Jahrhundert waren sie der geliebte Rückzugsort des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August aus dem Hause Wittelsbach und dienten mehreren Bundespräsidenten ab 1949 für Staatsempfänge. Seit 1984 stehen die Prunkbauten mit dem zugehörigen Parkensemble auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten. Mehrere Gründe, sich die barocken Wunderwerke bei einer Wanderung durch die schmucke Rheinstadt mal genauer anzuschauen.

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Der Kulturkenner hat die Wanderschuhe an und den Rucksack geschultert. Eine Handy-App verrät, wo der etwa fünfstündige, 14,6 Kilometer lange Weg verläuft. Vom Brühler Bahnhof führt er über idyllische Alleen zu den ersten bedeutenden Schöpfungen des Rokoko in Deutschland. Er streift die malerische Landschaft der Villeseen um schließlich in der belebten Altstadt Brühls auszukommen, die vor allem mit Einkehrmöglichkeiten und viel Fachwerk überzeugen kann. Auch ein Besuch des Max Ernst Museums Brühl des LVR ist eingeschlossen.

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Die Route hat der Brühler Eifelverein zu seinem 100-jährigen Bestehen entworfen. Die Ehrenamtler*innen dieses Wanderclubs haben dabei viel Liebe zum Detail an den Tag gelegt, wie sich im Verlauf des Tages noch zeigen soll. Ein weißes Schild mit einer großen „100“ gibt neben dem virtuellen Wegweiser die Richtung vor. Der erste Hingucker wartet schon kurz hinter dem Start am Bahnhof. Das Schloss Augustusburg ist bereits aus der Entfernung von der Max-Ernst-Allee auszumachen.

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Die dreigeschossige Dreiflügelanlage mit Mansarddach glitzert im Sonnenlicht. Der ockerfarbene Backsteinbau weist Gliederungen aus Trachyt auf. Risalite, Pilaster und Gesimse wechseln sich ab. Gut, dass Gäste bereits am Eingangstor von Herkules und Minerva begrüßt werden. Stärke und Ausdauer, die die Skulpturen verkörpern, werden nun auch für die Wanderung gebraucht. Inspiration und Weisheit kommen dann sicher von ganz allein.

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Dann kommt das corps des logis näher, der beeindruckende Haupttrakt. Das Auge weiß gar nicht, wo es als nächstes hinschauen soll: Auf die vier Pilaster mit Löwenköpfen an den Flügelbauten, die den Gebäuden einen würdevollen Charakter verleihen? Auf die Dreiecksgiebel mit gespiegeltem Monogramm von Clemens August (CA), die wappengleich mit Kurhut, Krummstab und Schwert ausgestattet sind? Oder doch auf die vorgelagerten Geländer an den herrschaftlichen Fenstern, die mehr der Zierde denn der Absicherung dienen?

Klar ist, der Westfale Johann Conrad Schlaun und seine Nachfolger haben ab 1725 als Baumeister im Rheinischen eine herausragende Arbeit geleistet!

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So ist es auch nicht verwunderlich, dass unter der Zusammenführung von Architektur, Plastik, Malerei und Gartenkunst ein Gesamtkunstwerk entstand, das über die Grenzen Deutschlands hinaus seinesgleichen sucht. Das macht das Prunktreppenhaus des barocken Baumeisters Balthasar Neumann deutlich, das unbedingt bei einem der regelmäßig stattfindenden Treppenhauskonzerte erlebt werden sollte. Draußen begeistert den Kulturkenner das zweiteilige Broderieparterre, das Gartenkünstler Dominique Girard ab 1728 nach französischem Vorbild gestaltet hat. Es liegt jetzt natürlich auf der Wanderroute.

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Die unermessliche Blütenpracht, die vier runden Fontänenbecken und der Spiegelweiher fallen besonders auf. 

Bei jedem Schritt durch den Schlosspark, der ebenso wie die Schlösser von der UNESCO zum Erbe der Menschheit gekürt wurde, entdecken Lustwandelnde etwas Neues: Mal ist es der zentimetergenaue Zuschnitt kleiner wie auch großer Pflanzen, mal das komplett symmetrische Anordnungsmuster einzelner Gartenelemente. Und die Lindenallee – einfach unglaublich!

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Das Handy blinkt. Das Navi klärt darüber auf, wohin es weitergeht. Über die Poppelsdorfer auf die Falkenluster Allee. Von hier nur noch geradeaus zum Jagdschlösschen Falkenlust, das sich Clemens August von Bayern zwischen 1729 und 1737 für sein liebstes Hobby errichten ließ: die Falkenjagd.

Eine Kurzrecherche ergibt, dass die Flugbahn der Reiher den Bauplatz bestimmte. Denn die majestätischen Wasservögel gehörten zur bevorzugten Beute der Falkenjagd. Jetzt gerade sind zwar weder Falken noch Reiher am Himmel zu sehen, die Vorstellung der tödlichen Vergnügung der untergegangenen Adelsgesellschaft treibt aber die Gedanken an. Sie gleiten in eine andere Zeit.

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Zwar klein, aber genauso prächtig wie der größere Geschwisterbau nebenan. So kann man Falkenlust schon beschreiben… Da hat sich der Kurfürst wohl für sein Vergnügen nicht lumpen lassen. Ob die Jagdgesellschaften genauso beeindruckt waren, als sie Falkenlust betraten?

Fest steht, dass sich die höfischen Weidmänner nach dem Zusammenkommen in der Natur hier für weitere Zerstreuungen versammelten, aßen und spielten. Heutzutage können das Besuchende zwar nicht mehr tun, jedoch bittet das Museumsteam zum Rundgang. Die Falknerei wird auf anschauliche und informative Weise in den Nebengebäuden des Jagdschlosses dargestellt. Wer möchte, kann eine Pause im Schlossrestaurant Falkenlust einlegen.

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Das Lunchpaket dabei? Dann ab ins Grüne. Bänke auf den Wiesen mit idealer Aussicht gibt es genug. Vor der idyllischen Schlosskulisse schmecken Trauben oder andere Köstlichkeiten gleich doppelt so gut.

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Mit vielen neuen Eindrücken, etwas Kost im Magen und gestilltem Wissendurst kann es dann weitergehen. Nach einem kurzen Rückweg über die Falkenluster Allee dreht die Route ab gen Westen, über den Südfriedhof und durch den Brühler Stadtteil Pingsdorf hinein in die nahezu unberührte Natur. Die Otto-Maigler-Wiese ist der nächste Halt.

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Auf diesem Grün starten im Sommer die Heißluftballons der Ballonfreunde Brühl. Zu allen Jahreszeiten sind hier Anwohner*innen mit ihren Hunden unterwegs. Die Fest- und Freizeitwiese, die ihren Namen einem Bergbaupionier mit Wirkungsstätte in Brühl verdankt, wird von Radfahrer*innen wie Wandernden gleichermaßen genutzt. Otto Maigler setzte sich maßgeblich für die Wiederaufforstung und Rekultivierung der Revierlandschaft ein.

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Vieles hat sich in der Region getan, wie Gebietsunkundige in diesem Teil des Naturparks Rheinland schnell feststellen. Gerade im Raum der Ville-Seen-Platte (zwischen den Städten Brühl, Hürth, Erftstadt, Frechen und Kerpen) haben sich aus ehemaligen Braunkohle-Fördergruben des Tagesbaus im 19. und 20. Jahrhundert rund 40 kleine bis mittelgroße Seen entwickelt, die alle einen gewissen Reiz ausstrahlen.

Egal ob Pingsdorfer See, Villenhofer Maar oder Entenweiher – durch die naturnahe Rekultivierung hat sich ein artenreicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickelt, den Ausflügler*innen nun hautnah erleben können.

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Verschnaufpause zwischen den Biotopen gefällig? Die Huttanushütte bietet sich dafür an. Sie ist ein prägnanter Wegpunkt auf der Route des Eifelvereins Brühl. Bereits mehr als die Hälfte des Rundkurses ist geschafft. Zeit, sich über das Handy noch ein wenig über die Ville zu informieren. Der Höhenzug verläuft über 50 Kilometer von Norden nach Süden durch das Zentrum des Naturparks Rheinland. Er setzt sich von der sonst eher flachen Landschaft deutlich ab.

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Die Beschaffenheit des Wanderweges ändert sich glücklicherweise kaum. Die Strecke verläuft weitestgehend eben, so dass selbst untrainierte Kulturfans die Reise ohne Probleme antreten können. Ein bisschen Ausdauer und Erlebnislust sind natürlich vorausgesetzt.

Kurzes Resümee: Der Tagesausflug hat sich jetzt schon gelohnt, vor allem, da links und rechts des Weges immer wieder hübsche Überraschungen warten, wie diese Kletterrose.

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Die perfekte Aussicht gibt es aber schließlich am Untersee. Hier sollten Naturliebhaber*innen kurz innehalten, um das Panorama gänzlich in sich aufzunehmen. Leises Wasserrauschen umspielt das Ohr ebenso wie der leichte Zugwind. Unfassbar, dass hier in der Umgebung einst unzählige Tonnen Kohle von Bergarbeitern aus der Erde gehoben wurden. Es war eine andere Zeit…

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Die Träumerei endet, weiter geht es im 21. Jahrhundert auf dem Weg des Eifelvereins. Hin und wieder taucht die Markierung an Laternenmasten, Schildern und Bäumen auf. Der Kurs führt weiter über den Heider Bergsee mit Campingplatz und Strandbad zur Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, um schließlich im Zentrum Brühls auszukommen. Hier zeigt sich auch der Name des barocken Stararchitekten Balthasar Neumann erneut, dem die Stadt einen zentralen Platz gewidmet hat. Die Welterbe-Schlösser kommen also abermalig in Reichweite.

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Die Schlosskapelle St. Maria von den Engeln taucht direkt hinter dem Brühler Ticket- und Tourismus-Center auf. Reisende, die in der Stadt mehr Zeit verbringen möchten, sollten beim Bummeln durch die Fußgängerzone hier unbedingt vorbeischauen.

Die Kapelle aus dem Jahr 1493 ist aufgrund ihres festlichen Altars sehenswert. In der Tourist-Info gibt das Team von Brühl-Tourismus weitere Tipps für Ausflüge ins Umland. Wie wäre es an einem zweiten Ausflugstag zum Beispiel mit einem Abstecher ins Phantasialand, einem der besucherstärksten Freizeitparks in Europa? Zum beliebten Anziehungspunkt fahren vom Brühler Bahnhof regelmäßig Shuttlebusse.

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Beim gemütlichen Schlendern durch die Brühler Altstadt stellen Passanten schnell fest, dass die City mit ihren repräsentativen Wohn- und Geschäftsgebäuden lebt. Gerade im Bereich des Marktes erkennen sie, dass hier einst Kaufleute und Amtsträger einiges an Geld in die Hand genommen haben, um sich ihr Refugium aufzubauen. Heutzutage reiht sich eine Gastronomie an die nächste. Traditionelle Handwerksbetriebe haben sich in historischen Häusern niedergelassen.

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Apropos historische Häuser: An der Schloßstraße 21 steht das Geburtshaus von Max Ernst, dem wohl berühmtesten Brühler Künstler. Er ist wegen seiner abstrakten und surrealistischen Gemälde, Skulpturen und Collagen international bekannt. Auch wenn das Haus seine typischen Fantasielandschaften und fantastischen Tierwesen von außen missen lässt, sieht es schmuck und einladend aus.

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Ein Schild an der Front weist auf seine Geschichte hin. Seit 2012 dient das Untergeschoss und der angrenzende Neubau dem LVR sogar als „Fantasie Labor“. Hier vermitteln Kunstexperten interessierten Gästen verschiedene Techniken, die Max Ernst entwickelt hat. In Workshops, Kursen und Seminaren geht es kreativ zu, und der eigene Einfallsreichtum kann erprobt werden.

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Kulturfans, die noch mehr über den Maler, Bildhauer, Zeichner und Dichter erfahren möchten, sollten unbedingt noch im Max Ernst Museum Brühl des LVR vorbeischauen. Das Ausstellungshaus liegt als kleiner Seitenabstecher auch auf der Route des Kulturkenners. Es ist der letzte Anlaufpunkt des Tages. Direkt in Bahnhofsnähe stellt es in seiner Dauerausstellung rund siebzig Schaffensjahre von Max Ernst dar. Gäste können einen Blick auf plastische Arbeiten, das grafische Werk und die 36 sogenannten „D“-Paintings werfen – Geburtstags- und Liebesgeschenke an seine Frau, die Künstlerin Dorothea Tanning.

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Auch Wechselausstellungen, die Max Ernst und artverwandten Künstler*innen gewidmet sind, finden im Museum regelmäßig statt. Zum Zeitpunkt der Wanderung präsentiert das Haus die Schau „Surreal Futures“, die 30 internationale Perspektiven auf den Surrealismus abbildet. Interaktive Videoarbeiten, Virtual- und Augmented-Reality-Kunstwerke, hybride Rauminstallationen und digitale Collagen schaffen dabei neue Interpretationsspielräume. Also hinein!

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Vor der Heimfahrt bleibt schließlich nur noch die Stärkung für den Rückweg. Kölsch und ein Salat mit Brotbeilage geben die verbrauchten Kräfte zurück. Auch am Nachbartisch wird über die kulturellen Höhepunkte in Brühl geplauscht. Die Idee, sich die Welterbestätte auf dem ein oder anderen Weg anzuschauen, hatten wohl einige. Auch hier herrscht die Meinung, dass sich ein Trip gelohnt hat.

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Kurz gesagt, von dem Tag in der rheinischen Weltstadt bleibt vieles hängen: Mehrere Mikroabenteuer, bezaubernde Landschaften, Architektur der Extraklasse und Kunst von Weltrang.

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Eine Produktion des Tourismus NRW im Oktober 2023 für Kulturkenner.de.

Bilder und Videos: Maximilian Hulisz
Konzept und Texte: Maximilian Hulisz, Jens Nieweg

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